Ein Beitrag von Elisa Winter, Fraktionsvorsitzende der SPD in der Stadtverordnetenversammlung Grebenstein

Der Haushaltsplan 2025 der Stadt Grebenstein steht – und ja, er ist genehmigungsfähig. Er ist nicht ausgeglichen, aber dafür gibt es Rücklagen aus der Vergangenheit . Dennoch: Die mittelfristige Finanzplanung malt ein eher düsteres Bild. Doch wie belastbar sind solche Prognosen wirklich?
Ein Blick auf die Vergangenheit zeigt: Die mittelfristigen Voraussagen lagen oft daneben. Für das Haushaltsjahr 2025 etwa wich die Prognose im Jahr 2024 um 28 Prozent vom vorliegenden Haushaltsplan ab – 2023 lag die Schätzung für 2025 sogar um ganze 117 Prozent daneben. Besonders bei Größen wie der Gewerbesteuer zeigt sich, wie schwer langfristige Vorhersagen wirklich sind. Hinzu kommt: Finanzzusagen des Landes ändern sich mitunter schneller, als man planen kann.
Kosten steigen – Einnahmen hinken hinterher
Was hingegen klar ist: Die Ausgaben der Stadt steigen schneller als die Einnahmen. Im Vergleich zwischen dem Jahresergebnis 2022 und dem Haushaltsplan 2025 stehen rund 2 Millionen Euro mehr Erträge einem Aufwendungsanstieg von 2,9 Millionen Euro gegenüber. Besonders deutlich wird das bei den Personalkosten, die um satte 34 Prozent gestiegen sind.
Und dabei ist keine Entspannung in Sicht. Auf Landes- und Bundesebene steigen die Ausgaben, Steuererhöhungen werden vermieden – mit der Folge, dass gespart werden muss und die Kommunen am Ende der Kette zum Erhöhen der Gemeindesteuern gezwungen sind. Dieses Jahr bleibt uns eine Steuererhöhung noch erspart, dank einer sehr wahrscheinlichen Sonderzahlung im Zuge des KiTa-Streitverfahrens und dank der Zustimmung von CDU und FDP, die gemeinsam mit uns eine Erhöhung der Grundsteuer im Dezember abgelehnt haben. Doch im kommenden Jahr wird das Thema vermutlich wieder auf der Agenda stehen.
Haushaltsplanung mit Luft nach oben
Kritisch sehen wir als SPD-Fraktion auch einige konkrete Ansätze im Haushaltsplan:
- Personalkosten: Die Planung ist zu hoch angesetzt. Mit einem Tarifabschluss von rund 3 Prozent (wirksam ab April) ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg unter 2,5 Prozent – veranschlagt wurden jedoch 7,8 Prozent.
- Gewerbesteuer: Grebenstein kalkuliert konservativ. In den Jahren 2019 bis 2023 waren die Einnahmen um 740.000 Euro höher als in den Haushaltsplänen geschätzt.
- Wohnraumvermietung: Auch hier wird regelmäßig zu pessimistisch geschätzt. Das hat sich mit dem Jahresabschluss 2023 wieder bestätigt. Statt eines geplanten Defizits von 3.400 Euro hatten wir Ende 2023 einen Überschuss von 37.000 Euro.
- Ergebnisse insgesamt: Zwischen 2018 und 2023 waren die tatsächlichen Jahresergebnisse um insgesamt 4,4 Millionen Euro besser als geplant – ein deutlicher Hinweis auf eine wiederkehrende Unterbewertung.
Grebenstein steht vergleichsweise stabil da
Trotz aller Herausforderungen: Grebenstein ist in der Lage, eine Durststrecke durchzuhalten. Wir haben keine Kassenkredite, verfügen über mehrere Millionen Euro an Rücklagen, und unsere Verschuldung ist im Vergleich gering.
Fehler vermeiden, Zukunft sichern
Ein Appell noch zum Schluss: Wir sollten in Zukunft Projekte nicht anfangen, um sie dann aus Kostengründen wieder zu stoppen – wie bei der Fahrradabstellanlage am Bahnhof geschehen. Hier wurden 20.000 Euro in den Sand gesetzt, weil wir zu spät reagiert haben, als die Kosten aus dem Ruder liefen. Auch die dafür zugesagte Förderung von 80 Prozent ist kein Freibrief für unkritisches Handeln.
Was die Liquiditätslücke betrifft, die Bürgermeister Sutor mittelfristig befürchtet, zeigt ein Blick in den Haushaltsplan: Zum 31.12.2024 waren 6 Millionen Euro auf den Konten der Stadt, davon sind 3 Millionen für den KiTa-Neubau gebunden. Die gesetzlich vorgeschriebene Liquiditätsreserve beträgt gerade einmal 208.000 Euro. Unser Fazit: Wir klagen auf hohem Niveau.
Die SPD-Fraktion hat dem Haushalt zugestimmt – jedoch mit wachem Blick auf die tatsächliche Entwicklung. Denn solide Haushaltspolitik beginnt dort, wo Realität und Prognose aufeinandertreffen.